Kita Westhäkchen – Ein Garten voller Entdeckungen
Eine Welt aus Dschungel, Wildbach und Savanne.
Wo früher eine eintönige Fläche zwischen Bürogebäuden lag, ist heute ein lebendiger Erfahrungsraum für Kinder entstanden: der Erfahrungsgarten® der Kita Westhäkchen in Ratingen. Gemeinsam mit dem Architekten Stephan Heine (heine architekten PartGmbB) haben wir ein Außengelände gestaltet, das bewusst auf klassische Spielgeräte verzichtet – und stattdessen Natur, Bewegung und Fantasie in den Mittelpunkt stellt.
Der Erfahrungsgarten® Westhäkchen zeigt, wie Kita-Außengelände zu echten Bildungsräumen werden können. Er stärkt Kreativität, Motorik und Umweltbewusstsein gleichermaßen – und eröffnet Kindern die Möglichkeit, Natur als etwas Eigenes, Nahes und Wertvolles zu erleben.
Die Philosophie: Ein Garten als ein Bildungsraum
Das Herzstück dieses Projekts ist eine klare Vision: Kinder lernen nicht durch Wissensvermittlung, sondern durch authentische Erfahrungen. Echte Käfer statt Plastikfiguren, echter Matsch statt Sandkasten, echte Bewegungsherausforderungen statt normierter Geräte. Der Außenbereich wird damit zu dem wichtigsten Bildungsraum einer Kindertagesstätte. Für die Kinder der Einrichtung bedeutet das: vielschichtige Erfahrungsfelder voller Vielfalt und Mehrdeutigkeit.
„Die Basis ist ein naturnaher Garten, in dem ein Findling heute zum Käfer wird und morgen zum Schiff“, erklärt Architekt Stephan Heine seine Philosophie.
Wilde, unspezialisierte Flächen – sogenannte Brachen – schaffen ein „Reich der Möglichkeiten“, in dem die Kinder ungestört ihre Fantasiewelten entfalten und sich die Welt Schritt für Schritt selbst erschließen können.
Vier Welten für Fantasie und Bewegung
Der Erfahrungsgarten gliedert sich in mehrere Bereiche, die jeweils unterschiedliche Lern- und Bewegungserlebnisse bieten:
- Der Wildbach – eine Wasserlandschaft mit Kaskaden aus Stein und kleinen Sandseen. Hier wird Wasser zu einem kreativen Werkstoff, der Kinder zum Gestalten und Experimentieren anregt.
- Die Savanne – dicht bepflanzt mit Büschen und Gräsern, lädt sie zu Expeditionen und Rollenspielen ein. Hier können Kinder Käfer beobachten, durchs Dickicht kriechen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
- Der Dschungel – mit modellierten Hügeln, Steigungen und Wegen fördert er Motorik, Gleichgewicht und Körperwahrnehmung.
- Das Camp der Über-Fünfjährigen – ein geschützter Rückzugsort für die älteren Kinder. Hier entstehen komplexe Rollenspiele, Gespräche und Freundschaften – fernab der Aufsicht, aber mitten in der Natur.
Jeder dieser Bereiche ist ein kleines Universum, das Kinder zu neuen Entdeckungen einlädt und sie in ihrem individuellen Tempo wachsen lässt.
Von der Ebene zur Landschaft – eine bautechnische Herausforderung
Was heute wie eine natürlich gewachsene Landschaft wirkt, war zu Beginn eine völlig ebene Fläche. Die gesamte Topographie musste künstlich geschaffen werden – durch Aufschüttungen und Abgrabungen.
„Das ist durchaus eine bautechnische Herausforderung“, erklärt Jan Phillip Eckhardt. „Hügel und Senken müssen fachgerecht befestigt werden, damit Pflanzen dort Halt finden und wurzeln können.“
Die kurze Bauzeit von nur drei bis vier Monaten erforderte dabei eine besonders enge Abstimmung zwischen Architekt und Landschaftsgärtner. „Was uns beide verbunden hat, war die Liebe zum Detail“, so Eckhardt. „Nur so lässt sich ein solch herausforderndes Projekt erfolgreich umsetzen.“
Pflanzplanung mit System – mehr als nur Grün
Anders als bei vielen Kita-Projekten üblich, spielte die Bepflanzung hier eine zentrale Rolle. Statt wenige Pflanzen mit viel Raum zum Wachsen zu setzen, wurde bewusst dichter gepflanzt – damit die Flächen schnell ihre volle Wirkung entfalten. Wüchsige Weiden, heimischer Feldahorn und Hartriegel mit seinem roten Winterholz gehörten ebenso dazu wie Teppichverbene und Walderdbeeren an den Hangflächen.
Das ist nur ein kleiner Auszug aus einer sehr umfangreichen, für Projekte dieser Art tatsächlich unüblich langen Pflanzliste. Die Pflanzplanung übernahm Birgitta Höller von „Kreative Konzepte für lebendige Gärten“ – mit viel Fachwissen und Gespür für die besonderen Anforderungen eines Erfahrungsgartens.
Handwerk mit Leidenschaft
Das Projekt erforderte eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekt und Landschaftsbau. Trotz der kurzen Bauzeit von nur wenigen Monaten wurde jedes Detail sorgfältig abgestimmt. Hügel mussten stabil, aber bepflanzbar sein, Wasserläufe technisch präzise und zugleich natürlich wirken. Diese Verbindung aus Planung, Handwerk und Leidenschaft ist es, was den Erfahrungsgarten Westhäkchen so besonders macht.











